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Morgunn und der Zirkustrick

Das Pferd, von dem ich meinen ersten Zirkustrick lernte

Isländer Morgunn sollte mein Turnierpferd werden

Morgunns Geschichte

Als ich Morgunn kaufte, hatte ich fest vor, zur erfolgreichen Turnierreiterin zu werden. Morgunn hatte definitv das Gangvermögen, um der geeignete Partner für diesen ambitionierten Plan zu sein.

 

Das Problem: Während Morgunn das Talent hatte, ein gutes Turnierpferd zu werden, stellte sich schnell heraus, dass mir das Talent zur guten Turnierreiterin fehlt. Auf den wenigen Turnieren, auf denen wir starteten, landeten wir zwar nie ganz hinten, aber zu mehr als einem Mittelfeldplatz reichte es auch nicht.

 

Na gut, so viel zu der Ambition. Es machte viel Spaß, Morgunn zu reiten, und nachdem ich eingesehen hatte, dass meine Turnierambitionen nichts werden würden, merkte ich, dass ich viel von ihm lernen konnte. Auf seinem Rücken lernte ich kennen, wie sich ein lockerer, schwungvoller Tölt mit gut getragenem Rücken anfühlen muss.

 


Die Geschichte mit der Kartoffel

Und dann, gerade als ich anfing zu verstehen, wie ich Morgunn reiten musste, erkrankte er an einer schweren Darmentzündung. Er verlor sehr schnell, sehr viel Gewicht und musste unbedingt aufgefüttert werden. Ich versuchte alles, ihn zum Fressen zu überreden: Wir gingen mitten im Winter auf lange Abendspaziergänge nach meiner Arbeit, damit er grasen konnte. Ich bot ihm verschiedene Kraftfuttersorten, Mash und Rübenschnitzel an, so dass er ein ganzes Buffet zur Auwahl hatte. Das half immerhin so weit, dass er nicht weiter abnahm.

 

Ein Ereignis, das uns damals trotz allem zum Lachen gebracht hat, war die Sache mit der Kartoffel:
Der Tierarzt hatte stärkereiches Futter empfohlen, zum Beispiel Kartoffeln. Morgunn war da anderer Meinung, und verschmähte die Kartoffeln mit angewidertem Gesichtsausdruck. Wir waren schlau (dachten wir) und überlisteten ihn, indem wir die Kartoffel in Apfelmus tauchten. Daraufhin nahm er sie mit Begeisterung.

 

Man stelle sich unsere Überraschung vor, als die Kartoffel nach ein paar Sekunden begeistertem Schmatzen in hohem Bogen vor unseren Füßen landete. So eine sauber abgeleckte Kartoffel hatten wir noch nicht gesehen!

Wie alle Islandpferde war Morgunn ein besonderer Freund

Meinen ersten Zirkustrick lernte ich von meinem Pferd

Als ich den Futtereimer in der Box vergaß

Es wurde zur Gewohnheit, dass ich Morgunn jeden Abend im Stall besuchte, ihn in seiner Box fütterte und putzte. Er genoss offensichtlich die Aufmerksamkeit, und konnte stundenlang gemütlich sthen und dösen, während ich seine Mähne bürstete.

Manchmal blieb ich danach einfach in seiner Box sitzen und leistete ihm Gesellschaft, bevor es zu kalt wurde und ich mich auf den Heimweg machen musste.

 

Die Stalltür war etwas schwergängig, und sie abends mit kalten Fingern zu öffnen und zu schließen war nicht trivial. Als mir eines Abends auffiel, dass ich den Futtereimer in der schon verschlossenen Box gelassen hatte, stand ich daher ziemlich frustiert vor der Box-Tür und starrte den Eimer an.

Ich machte meinem Frust Luft und erzählte Morgunn, sein Eimer stünde noch da. (Ja, ich rede laut mit meinen Pferden. Ihr nicht?)

Ich lehnte mich über die Box-Tür und zeigte auf den Eimer...

 


... und hatte den Eimer plötzlich in der Hand!

Morgunn hatte meine Geste als Aufforderung verstanden, mir den Eimer zu reichen. Woraufhin er sich umdrehte, den Eimer am Rand aufhob und mir überreichte. Ich war so baff, dass ich ihm nicht mal ein Leckerli dafür anbot!

Am nächsten Abend war ich besser vorbereitet, und gab ihm eine wohlverdiente Karrotte, als er den Trick wiederholte.

 

Ich habe nie herausgefunden, wer Morgunn beigebracht hatte, Eimer zu apportieren. Er hatte schon mehrere Vorbesitzer gehabt, als er mit acht Jahren zu mir kam.

Ein Islandpferd, das Zirkuslektionen vermittlet

Fest steht, dass ich ohne diese überraschende Aktion meines kranken Ponys nie auf die Idee gekommen wäre, dass auch ein ganz normales Pferd die Zirkustricks lernen kann, die ich in Shows immer so bewundert hatte.

 

Morgunns Nachfolger Tandri hatte Spaß daran, nach dem Fressen seinen leeren Eimer hochzuheben und damit zu spielen. Ich ergriff die Gelegenheit, ihm den Eimer abzunehmen, während er ihn in der Luft hielt. Tandri war begeistert und wollte das Spiel gleich wiederholen.

 

Das war der erste Schritt in einer Serie von Zirkustricks, die Tandri und ich zusammen lernten, und an denen wir beide viel Spaß hatten. Und alles nur, weil ich von Morgunn meinen ersten Trick gelernt hatte.

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