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Der Nachfolger eines Herzenspferds

Einen vierbeinigen Freund zu ersetzen ...

Ein Herzenspferd zu verlieren, hinterlässt ein großes Loch

... ist eine fast unmögliche Aufgabe

Als Tandri starb, hinterließ er ein riesengroßes Loch in meinem Leben.

 

Tandri war mein Herzenspferd gewesen – ein Pferd, das perfekt zu mir passte, in allen Höhen und Tiefen auf dem Weg, den wir zusammen gegangen sind.

 

Schon eine Woche nach Tandris Tod war mir klar, dass ich möglichst schnell ein neues Pferd finden wollte. Da stand ich nun also, auf der Suche nach einem Pferd, das das ponyförmige Loch in meinem Herzen möglichst gut ausfüllen sollte.


Also was tun?

Wie sucht man den perfekten Nachfolger für einen perfekten Kameraden? Ich wollte ja nicht einfach irgendein Pferd kaufen. Ich suchte einen vierbeinigen Freund, eine Kameradschaft auf Gegenseitigkeit, wie ich sie mit Tandri hatte.

 

Wie sollte ich bei einem kurzen Proberitt ein Pferd finden, das in jeder Hinsicht zu mir passt? Schlimmer noch, wie konnte ich verhindern, am Schluss mit einem blassen Abklatsch von Tandri dazustehen, statt mit einem Pferd, das ganz andere, neue Stärken mitbrachte? So kurz nach Tandris Tod suchte ich noch in jedem Pferd, das ich traf, nach meinem frechen Spielkameraden.

 

Mein Mann war vernünftig. Er schlug vor, ich sollte doch ein paar Monate warten, bevor ich mit der Suche nach einem neuen Pferd begann. Ich wollte aber nicht vernünftig sein und begann, Verkaufspferdeseiten zu studieren.

Ein neues Herzenspferd fand ich mit Isländer Helgi

Die Suche nach dem Herzenspferd ist schwer

Wie erwartet war die Suche schwierig

Alle Pferde, die ich in der Vergangenheit gekauft hatten, standen auf dem Hof, auf dem ich ohnehin zu Hause war. Ich hatte viel Zeit, das neue Pferd zu beobachten und kennenzulernen.

 

Diesmal gab es auf meinem heimatlichen Hof keinen geeigneten Kandidaten. Das erste Mal stand ich vor der Situation, ein Pferd bei einem oder zwei kurzen Besuchen gut genug kennenlernen zu müssen, um die Entscheidung treffen zu können, ob der Vierbeiner zu mir passt.

 


Die ersten paar Besuche bei Verkaufspferden in der Umgebung waren dann auch entsprechend enttäuschend. Alle diese Kandidaten waren gute Pferde, hübsch anzusehen, freundlich und mit Interesse bei der Arbeit. Aber der Funke sprang einfach nicht über. Es kam nie auch nur dazu, dass ich Interesse an einem Proberitt gehabt hätte.

Und dann lernte ich Helgi kennen

Das fing eher unspektakulär an. Wir fuhren zu einem Hof, auf dem zwei sechsjährige Islandwallache zum Verkauf standen. Beide von ihnen kaum geritten, beide Schecken. Das waren schon zwei Punkte, die gegen die beiden Kandidaten sprachen: Mein Traumpferd sollte mindestens eine solide Grundausbildung haben, und ich wollte definitiv keinen Schecken, der mich zu sehr an Tandri erinnert hätte.

 

Als wir ankamen, standen beide Pferde in der Stallgasse, fertig geputzt und bereit zum Satteln. Einer von beiden war ein Fuchsschecke mit einem hübschen Gesicht und einer langen, hellen Mähne. Der andere hatte eine interessante dunkelbraune Farbe in der Scheckung, die mir recht gut gefiel.

 

Beide sahen schick aus, waren aber recht schmal gebaut und deutlich kleiner, als ich mir vorgestellt hatte. Ich bereitete mich mental auf eine Enttäuschung vor.

Helgi wurde mein neues Islandpferd

Als Freizeitreiterin kann der erste Proberitt spannend sein

Probereiten mit gemischten Gefühlen

Der Züchter und seine Tochter sattelten die beiden Wallache und ritten sie auf der Ovalbahn vor. Mein Mann und ich standen an der Seite und sahen zu. Beide Pferde liefen anfangs etwas steif und recht passig, liefen sich aber nach ein paar Minuten ein. Der Braunschecke mit der interessanten Farbe lief seine Runden in passablem Tölt. Er sah zuverlässig aus und schien leicht zu reiten, genau das, was ich suchte. Aber: Der Funke sprang nicht über.

 

Der Fuchsschecke hingegen zeigte sehr schöne Bewegungen, als er anfing sich zu entspannen. Und sein Gesichtsausdruck sah fröhlich aus, als hätte er Spaß bei der Arbeit. Da mir das viel wichtiger war, als das Gangvermögen, entschied ich mich, den Fuchsschecken, Helgi, Probe zu reiten.

 

Das ging erstmal eher enttäuschend los. Der kleine Wallach war nervös und reagierte extrem sensibel auf mein Gewicht. Jede Bewegung im Sattel schien ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen, und geradeaus reiten wurde zur Herausforderung. Der Versuch zu traben endete in einer abenteuerlichen Mischung aus Trab, Tölt und Galopp. Und im Tölt wechselte Helgi scheinbar übergangslos zwischen Passtölt und einer Galopprolle.

 


Im Gelände ist er ein Traumpferd

Und trotzdem, der Funke war da. Helgi war zwar spürbar verwirrt ob der fremden Reiterin auf seinem Rücken, aber er gab sich alle Mühe, es mir recht zu machen. Dass meine Reitkünste diesem sensiblen Jungpferd nicht gewachsen waren, war ja nicht seine Schuld.

 

Der Züchter guckte mir bei meinen unbeholfenen Reitversuchen auf der Ovalbahn zu und hatte ein Erbarmen mit mir: Er bot an, den Proberitt im Gelände fortzusetzen. Heute sei das erste Mal überhaupt, dass Helgi auf der Ovalbahn geritten würde. Es war also kein Wunder, dass er nicht so richtig verstand, warum er sinnlos im Kreis laufen sollte.

 

Also setzte sich der Züchter auf den Braunschecken, und ab ging’s ins Gelände. Und siehe da: Helgi war wie ausgewechselt. Er war immer noch nervös und bot ständig an, schneller zu werden. Aber wenn ich das höfliche Angebot ablehnte, blieb er brav im langsameren Tempo. Und als ich ihm erlaubte zu tölten, machte er das mit Begeisterung und sehr schön taktklar.

 

Was für ein tolles Pferd!

Ein Traumpferd zu finden ist nicht unmöglich

Eine Freizeitreiterin und ihr perfektes Islandpferd

Herzenspferd Helgi

Wir ritten ungefähr eine halbe Stunde durchs Gelände. Helgi scheute einige Male, war aber immer gut zu überzeugen, sich die scheinbare Gefahrenstelle näher anzusehen, statt davor wegzurennen.

 

Sein Galopp war traumhaft, und die paar Trabschritte, die ich ihm entlocken konnte, fühlten sich energiegeladen und federnd an. Ich muss den ganzen Ritt lang ein Grinsen im Gesicht gehabt haben. Der eigentlich geplante Wechsel auf den Braunschecken fiel aus, und am nächsten Tag kaufte ich Helgi.

 

Was für eine impulsive Entscheidung! Ich wusste fast nichts über mein neues Pferd, außer, dass er im Gelände viel Spaß macht.


Aber als Helgi sich in seinem neuen Zuhause bei mir einlebte und ich ihn näher kennenlernte, merkte ich, dass ich ein neues Herzenspferd gefunden hatte. Helgi ist in vielerlei Hinsicht ganz anders als Tandri. Anders genug, dass ich nie in Versuchung gekommen bin, Helgi an seinem immer noch sehr betrauerten Vorgänger zu messen. Aber Helgi hat die gleiche freche Neugierde, die gleiche Bereitwilligkeit, sich neue Ideen einzulassen, die Tandri immer an den Tag gelegt hat. Und er sucht die Nähe seiner Menschen, genau wie Tandri das tat.

 

Wir haben schnell eine gute Verbindung zueinander geknüpft. Eine Verbindung, die durch alle Höhen und Tiefen gehalten hat, durch die wir in den fünf Jahren zusammen durchlaufen haben, seit er zu mir gekommen ist.

 

Wie viel Glück muss man haben, um nicht nur ein derartiges Herzenspferd zu finden, sondern gleich zwei hintereinander?

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