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Tandri lernt apportieren, mit kleinen Umwegen

Guck was ich tolles kann!

Aller Anfang ist schwer

Tandri war seit ein paar Wochen bei mir, gerade lange genug um festzustellen, dass ich nicht gut genug reiten konnte, um ihn fertig auszubilden. Trainingssessions in der Reithalle endeten oft mit Frustration für uns beide.

 

Glücklicherweise war Tandri nicht nachtragend. Auch nach einem noch so frustrierenden Training begrüßte er mich am nächsten Tag wieder freudig und steckte seinen Kopf bereitwillig in das angebotene Halfter.

 

Da es mit dem Reiten nicht so gut lief, hatte ich mit Bodenarbeit mit Tandri angefangen, was besser funktionierte.

Das Reiten auf Islandpferd Tandri konnte frustrierend sein

Und (nach den ersten Anfangsschwierigkeiten) machten Ausritte uns beiden viel Spaß. Wir kamen also mehr oder weniger zurecht.

Aber das innige Verhältnis das ich mir gewünscht hatte ließ auf sich warten.

 

Und dann, an einem Nachmittag nachdem wir wieder einmal ein wenig zufriedenstellendes Training hinter uns hatten, passierte folgendes:

***

Tandri liebte Zirkustricks

Futter tröstet

Hey, ich kann dich in der Futterkammer rumoren hören. Beeil dich! Ich hab Hunger!


Ah, da bist du ja. Mit meinem Futtereimer. Juchu!

Schmatz schmatz schmatz. Schmatz, SCHMATZ schmatz schmatz.

 

Oh, der Eimer ist ja schon leer. Ich hab aber noch Hunger!

Vielleicht hilft es, wenn ich den Eimer hochhebe und gegen die Wand knalle?

 

Nein, er ist immer noch leer! Aber vielleicht hilft es, ihn nochmal hochzuheben?

Hey, warum nimmst du mir den Eimer ab? Ich brauch den noch!

Oh, da bekomme ich ein Leckerli für?

Schmatz schmatz schmatz.

 


Und man kann mit dem Eimer spielen!

Der Eimer steht ja wieder auf der Erde, wie schön. Ich heb‘ ihn einfach wieder hoch und reiche ihn dir, okay?

Wo bleibt jetzt mein Leckerli?

Schmatz schmatz schmatz. Danke.

 

Lass uns das nochmal machen. Und nochmal!

Schmatz schmatz schmatz.

 

Warum hältst du den Eimer denn jetzt fest? Du musst ihn auf die Erde stellen, damit ich ihn hochheben kann. Pass auf, ich zeig’s dir.

Lass los, ich hab den Eimer! Danke.

 

Siehst du, ich hab ihn hingestellt. Nein, heb ihn nicht auf, das ist doch mein Job.

 

 

Apportieren war Islandpferd Tandris liebstes Spiel

So, da hast du ihn. Jetzt gib mir mein Leckerli!

Schmatz schmatz schmatz. Na also. So funktioniert das Spiel!

 

***

Wer hätte gedacht, dass ein ganz normales Pferd Zirkustricks lernen kann?

Hochheben ja, apportieren nein

So haben wir also unseren ersten Zirkustrick gelernt. Wer hat da wem etwas beigebracht? Die Meinungen sind geteilt. Natürlich hatte Tandris Vorgänger Morgunn mich schon gut auf diese Lektion vorbereitet.

 

Nachdem ich jetzt wusste, mit welchem Enthusiasmus Tandri kleine Spielereien anging, kaufte ich mir ein Buch über Zirkustricks und fing an zu experimentieren. Im Laufe der Jahre hatten Tandri und ich sehr viel Spaß mit den diversen Tricks aus diesem Buch.

 

Aber bevor wir damit anfingen, wollte ich Tandri noch beibringen, den Eimer nicht nur aufzuheben, sondern ein paar Meter damit zu laufen, um ihn mir zu bringen. Man könnte meinen, das müsste einfach sein, nachdem er so schnell gelernt hatte, den Eimer aufzuheben.


Weit gefehlt! Ich brauchte mehrere Wochen, um Tandri Schritt für Schritt dazu zu bringen, mit dem Eimer im Maul zu mir zu kommen.

Hier ist eine Fast-Forward-Version dieser Wochen:

***

Mission Impossible

Schmatz schmatz schmatz.

 

Oh, ist der Eimer schon wieder leer? Wie schade, das war lecker. Dann hebe ich den Eimer auf und haue ihn ein paarmal gegen die Wand. Juchu, das hat geholfen! Jetzt komme ich an die letzten Krümel dran, die sich am Rand festgesetzt haben. Das merke ich mir!

 

Ich versuch’s einfach nochmal. Schade, diesmal hat’s nichts gebracht. Nochmal versuchen. Und nochmal. Vielleicht hilft ein viertes Mal? Oder ein fünftes?

 

Nein. Wie enttäuschend!

Spielen mit dem Pferd macht einfach Spaß

Eine Geschichte aus dem täglichen Leben eines Islandpferds

Oh, hallo Frauchen! Hier, ich geb dir den Eimer.

Na komm schon, gib mir mein Leckerli!

Schmatz schmatz schmatz. Danke.

 

Hey, wo gehst du denn mit dem Eimer hin? Warum legst du ihn da hinten hin, wenn ich doch hier stehe? Wie gut, dass du mich vom Führstrick los gemacht hast, dann kann ich hinterherkommen und ihn wieder hochheben.

Kann ich den Eimer nicht schön auf und ab schütteln?

 

Hey, wo gehst du denn jetzt schon wieder hin? Du sollst mir doch den Eimer abnehmen und mir ein Leckerli dafür geben!

Ja wie, ich soll dir den Eimer da drüben geben? Der ist aber doch hier! Du willst, dass ich damit zu dir komme?

 

Nein, nein, nein. Ich muss mich konzentrieren, um den Eimer festzuhalten. Du kannst doch jetzt nicht erwarten, dass ich dann auch noch meine Füße bewege?

 

Siehst du nicht, dass meine Hufe am Boden festgeklebt sind? So kann ich doch nicht laufen!

Mit ein bisschen Erfindungsgeist ...

Aber du hast eine Karotte in der Hand. Ich will die Karotte!

Aber ich kann so nicht laufen. Aber ich will die Karotte!

 

Ich lass einfach den Eimer fallen und laufe zu dir. Bekomme ich dafür die Karotte? Nein?

Ah, du gehst zum Eimer. Sehr gut. Dann kann ich hinterher kommen und den Eimer für dich aufheben.

 

Hier hast du ... warte, wo gehst du denn schon wieder hin? Du sollst doch den Eimer nehmen und mir die Karotte dafür geben!

 

Siehst du wie ich mich ärgere? Ich werfe den Kopf!

 

Geschichten einer Freizeitreiterin

Islandpferd Tandri konnte erfinderisch sein

Ups, jetzt ich den Eimer losgelassen, und er ist weggeflogen. Ich muss hinterher laufen und ihn wieder aufheben.

Hmmmm ... jetzt bin ich ein ganzes Stück näher an dir dran, als ich es vorher war.

 

 

Wenn ich nochmal mit dem Kopf werfe und den Eimer im richtigen Moment loslasse, ob er dann wohl wieder in deine Richtung fliegt?

 

Ja, tut er!

Und jetzt liegt er vor deinen Füßen. Da kann ich ja grad hinlaufen und ihr aufheben, bevor du das tust und wieder damit wegläufst.

Hier, da hast du ihn, nimm ihn doch endlich. Wo ist meine Karotte?

Schmatz schmatz schmatz. .

 

Das hat Spaß gemacht. Lass uns das gleich nochmal machen!

***

... geht's dann doch!

Also machten wir das nochmal. Und nochmal, und nochmal und nochmal. Wenn Tandri einmal den ersten Schritt eines Zirkustricks verstanden hatte, war er extrem hartnäckig, den Rest der Aufgabe auch noch herauszubekommen.

 

Nach einigen Wochen vergaß er, dass er mit dem Eimer im Maul nicht laufen konnte, und der Umweg über den geworfenen Eimer war nicht mehr nötig. Tandri hatte das Apportieren doch noch gelernt.

 

Jahre später, als Tandri mit einer Verletzung in der Box stand und Medikamente unter das Futter gemischt bekam, wurde dieses Spiel sehr nützlich: Wer auch immer ihm seine Medikamente brachte, musste später nicht in die Box gehen, um den Futtereimer herauszuholen.

Tandri reichte uns auf Aufforderung den leeren Eimer

Einfach Tandri sagen, er solle den Eimer holen, und prompt hatte man den in der Hand.

 

Win – win!

Tandri hatte seinen Spaß, und die netten Helfer, die ihn gelegentlich für mich versorgten, waren begeistert.

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